Der Brauch des Gautschens

«Gautschen» ist ein Buchdruckerbrauch, der bis ins 16. Jahrhundert rückverfolgbar ist. Nach bestandener Abschlussprüfung wird der Lehrling in einen Zuber oder Brunnen eingetaucht.

Wir tauchen hier wortwörtlich tief ein – nicht nur ins Wasser beim «Gautschen» –, sondern auch in die Geschichte des Buchdrucks. Bist du bereit für eine Expedition an den Ursprung der Druckerkunst?

Aber Achtung! Dabei bleibst du nicht trocken. Wir fesseln unsere Lernenden nach bestandener Abschlussprüfung nicht nur, sondern werfen sie auch ins kalte Wasser – meistens in den Dorfbrunnen in Goldach. Denn nur so können sie auch vollwertige Mitglieder des Bundes der Söhne Gutenbergs werden und ihr Lehrabschluss ist mit diesem Akt, dem «Gautschen», besiegelt.

Warum werfen wir unsere Lehrabgänger in den Dorfbrunnen?
Der Begriff «Gautschen» stammt ursprünglich aus der Papierherstellung. Er bezeichnet  den ersten Entwässerungsschritt nach dem Schöpfen des Papiers.
Das Gautschen ist eigentlich ein Reinigungsritual im Druckerhandwerk.

Nach erfolgreichem Bestehen der Lehrzeit werden die Lernenden von der Druckerschwärze reingewaschen, mit der sie während der Ausbildung in Berührung gekommen sind. Der Gäutschling wird nicht nur nass, ihm wird zudem ein Gautschbrief vorgelesen:

«Pakkt an! Lasst seinen Corpus Posteriorum fallen auf diesen nassen Schwamm bis triefen seine beide Ballen. Der durstigen Seele gebt ein Sturtzbad oben-drauf, das ist dem Sohne Gutenbergs die beste Tauff.»

Auf das Bad im Dorfbrunnen folgt ein Fest 
Das Bad im Dorfbrunnen – die Taufe als Jünger Gutenbergs – wird natürlich mit einem Umtrunk gefeiert.

Zum Besiegeln der Taufe lädt der Gäutschling seine Betriebskollegen noch zum Gautschfest ein. Da erhält er den Gautschbrief mit Buchdruckerwappen und somit sein Lehrabschlussdiplom sowie ausserdem den Eintritt in den Bund der Söhne Gutenbergs.

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